Jahresbericht 2022

Wir haben es es schwarz auf weiß

Unser erstes Verbandsjahr in Worten, Übersichten, Tabellen und Zahlen ist veröffentlicht. Der Jahresbericht umfasst das Jahr 2022, das Jahr unserer Gründung und orientiert sich am Social Reporting Standard der Bertelsmann Stiftung (Stand 2014). Er ist in 7 Kapitel gegliedert und erläutert, wer wir sind und was wir wollen, beschreibt das Problem (die Wegwerfgesellschaft) und unsere Lösung dazu (Mehrweg durch Kooperation), beschreibt unsere eingesetzten Ressourcen (Input) und unsere Leistungen (Output), führt in unsere organisatorischen Strukturen ein und blickt kurz aufs nächste Jahr.

Key Facts aus dem ersten Berichtsjahr 2022

• Im Februar 2020 haben  30 Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen den Mehrwegverband Deutschland e.V. offiziell gegründet, Ende 2022 waren es bereits 50 Mitglieder (und mittlerweile sind es über 70).
• Der Mehrwegverband wurde mit großem ehrenamtlichen Engagement, insbesondere einiger Gründungsmitglieder aufgebaut, die vor allem ihre Zeit in die Aufgaben zur formalen Gründung, den Aufbau von Verbandsstrukturen und die Gewinnung und das Onboarding von neuen Mitgliedern investiert haben. Neben den finanziellen Mitteln wurden so in 2022 weit über 2.500 (!) ehrenamtliche Stunden investiert!
• Wir haben unsere drei Wirkungsfelder: Kommunikation (Information, Kompetenzaufbau), Rahmenbedingungen (Politik, Standardisierung, Infrastruktur) und Vernetzung und Umsetzungsunterstützung aufgebaut, bespielt und inhaltlich bearbeitet.
• Wir haben uns in sechs Arbeitsgruppen thematisch weiter fokussiert,  Grundlagen geschaffen, uns ausgetauscht und zusammen weitergedacht!
• Wir haben zu 14+ Fachveranstaltungen, Webinaren, Konferenzen Input zu den neuesten Entwicklungen aus der Mehrwegwelt, den rechtlichen Rahmenbindungen, der Mehrwegangebotspflicht oder anderen Themen geliefert. Die Palette war breit und reicht von kommunalen Informationsveranstaltungen (z.B. der Stadt Speyer), Weiterbildungsformaten (z.B. Hobarth Schulungstag) bis zu EU-weiten und internationalen Formaten (z.B. über die Plattform Planet Reuse oder die Weltmesse für Umwelttechnologien – IFAT) .
• Wir haben uns mit den Regularien zu Verpackungen auf EU und DE Ebene befasst und haben  Stellung bezogen zum Einwegkunststofffondgesetz, an der DIN Circular Economy Roadmap den Bereich Mehrweg geleitet und einen DIN Connect Antrag gestellt (das Projekt wurde bewilligt und startet Mitte 2023), haben uns zu digitaler Infrastruktur vernetzt (und daraus ist sogar eine Ausgründung und ein UBA-gefördertes Projekt entstanden) und am Thema Spülinfrastruktur gearbeitet.
• Wir haben Mitglieder vernetzt, Kontakte in Politik und Forschung und zu weiteren Unterstützer:innen aufgebaut.

Konzentriertes Arbeiten in Arbeitsgruppen

2022 waren sechs Arbeitsgruppen aktiv, die sich um folgende Themenschwerpunkte gekümmert haben:

AG §33 und Sensibilisierungsmaßnahmen

Ziel der AG ist es, das Bewusstsein für die ab 1. Januar 2023 geltende Mehrwegangebotspflicht zunächst bei Letztvertreibenden zu erhöhen. Konkret befasste sich die Arbeitsgemeinschaft mit den Fragen: Wer ist von der Mehrwegangebotspflicht betroffen? Wie ist das Gesetz zu verstehen? Welche Lösungsansätze und Best-Practices gibt es für die Umsetzung? Und: Wer muss wie informiert und aufgeschlaut werden und was sind dazu die besten Kommunikationskanäle? Die Arbeitsgemeinschaft hat dazu FAQ zur Mehrwegangebotspflicht mit Unterstützung des UBA erstellt.

AG Politische Rahmenbedingungen

Die AG Politische Rahmenbedingungen beschäftigt sich mit aktueller und zukünftiger Gesetzgebung auf deutscher und EU Ebene, welche die Nutzung von Mehrwegverpackungen direkt oder indirekt beeinflusst. Dazu gehören z.B. Definitionen, Mehrwegquoten, Listungspflichten, Verboten, Steuern, Subventionen, Fonds und Förderpolitik. Die AG sucht den Kontakt zu Mitdenker:innen und Entscheider:innen. Im Jahr 2022 hat sich die AG auf Ebene der deutschen Gesetzgebung konkret mit dem deutschen Verpackungsgesetz (inkl. §33 zur Mehrwegangebotspflicht) und dem Einwegkunststofffondgesetz (EWKFondsG) befasst, zu dem sie eine Stellungnahme eingereicht hat.

AG Nachhaltigkeitsbewertung

Ökobilanzen werden zur wissenschaftlichen Antwortfindung auf die Frage, was nachhaltig ist, z.B. eine Einweg- oder eine Mehrwegverpackung, breit genutzt und immer wieder nachgefragt. Gleichzeitig sind Ökobilanzen oft komplex und gefüttert mit unzähligen Kriterien und Annahmen, was sie oft nicht leicht zu deuten und für viele auch unzugänglich macht. Zudem bilden die aktuellen Ansätze die Belange von Mehrwegverpackungen oft nicht gut ab (so finden bei Einwegprodukten Ressourcen- und Energieeinsatz und resultierende CO2-Emissionen primär in der Herstellung statt; bei Mehrwegverpackungen aber im Transport, der Reinigung und Rücklogistik). Das übergeordnete Ziel der AG Nachhaltigkeitsbewertung des Mehrwegverbandes ist es deshalb, durch ein einheitliches Vokabular und ein validiertes, ganzheitliches, und nutzbares Bewertungsmodell Mehrweginnovationen voranzubringen und einen Best Practice Fundus im Verband aufzubauen.

AG Standardisierung

Wo braucht es für die „Mehrwegwelt“ Standards, damit Mehrweg gelebte Praxis werden kann, damit Mehrweg vor allem im Pool reibungslos funktioniert, offen ist für verschiedene und möglichst viele Anwendungen und Nutzer:innen? Wo und an welchen Stellen ist es zwingend notwendig, sich auf gemeinsame standardisierte Anforderungen zu einigen? Das sind Themen, die unsere AG Standardisierung beleuchtet. Konkret hieß das 2022, die Mitarbeit an der Normungsroadmap Circular Economy des DIN (Deutsches Institut für Normung e. V., gemeinsam mit DKE und VDI), verschiede Gespräche zum Thema Standards sowie die Erarbeitung eines Förderantrags bei DIN Connect mit dem Ziel, Vorgaben für  Mehrwegverpackungslösungen aus Kunststoff in take-away Bereich zur Spülung zu erarbeiten (das Projekt wurde bewilligt und startet Mitte 2023).

AG Spülinfrastruktur

Ein Knackpunkt bei Mehrwegsystemen ist das effiziente Spülen der Verpackungen, um ökonomischen, ökologischen und hygienischen Anforderungen gerecht zu werden. Es stellt sich die Frage, wie die optimale Spültechnologie eigentlich aussieht und wer sich im Aufbau von übergreifender Rückhol- und Spüllogistik engagiert. Doch wie kann der Ausbau dieser Mehrweg-Infrastruktur im Rahmen eines Projekts gefördert werden? Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe analysierten gemeinsam Prozesse und Verantwortlichkeiten in Mehrwegkreisläufen und ein Spüldienstleister stellte die Vision eines flächendeckenden Netzes an
Spülzentren mit angegliederter Behältersortierung und von der Gastronomie losgelöster Rückgabestellen vor. In 2023 wird das bisher gesammelte Wissen skaliert und in einer bundesweiten Übersicht von professionellen Spüldienstleister zusammengefasst.

AG Digitale Infrastruktur

Die Rücknahme von Mehrwegverpackungen und die dafür notwendige (digitale) Infrastruktur, ist ein weiterer Knackpunkt eine funktionierenden Mehrwegkreislaufs. Die AG digitale Infrastruktur bearbeitet seit der Gründung des Verbandes Themen der übergreifenden digitalen Infrastruktur. Darüber hinaus war die AG maßgeblich an einem Projektantrag beteiligt mit dem Ziel, ein Pilotprojekt zur anbieterübergreifenden Rücknahmeinfrastruktur von to-go Mehrwegbehältern zu starten (Stichwort “Return anywhere”). Das Projekt startet 2023 und wird vom Umweltbundesamt und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Und wir verkünden die erste Ausgründung aus unserem Verband: Was in der AG Digitale Infrastruktur gestartet ist, wirkt jetzt in der Refrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastrukturweiter. Ziel des Projektes ist es,  die Rücknahme von Mehrwegbehältnissen bequem und einfach zu gestalten und unabhängig von den Ausgabestellen.

Gerne noch mehr von uns lesen

Was wir sonst noch so geschafft haben, wer sich wie engagiert hat, wie unsere Kooperationen und Netzwerke aussehen, findet ihr komprimiert in unserem Jahresbericht 2022. Wir freuen uns auf viele Leser:innen und Nachfragen und Anfragen unter hello@mehrwegverband.de.